150 Jahre Harmoniemusik Tisis-Tosters

Vereinsfoto 2024

About This Project

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums ein kurzer Abriss unserer Vereinsgeschichte, welche zusammen mit der Bildergalerie bei der Begleitausstellung des Frühjahrskonzert präsentiert wurde.

 

Wir schreiben das Jahr 1874 (Musikgesellschaft Tosters) bzw. 1875 (Musikgesellschaft Tisis) – eine Zeit, in der nur Männer dem Verein beitreten durften und sich auf den ersten Vereinsfotos mit prächtigen Schnurrbärten brüsteten. Mühevoll wurden Musikbegeisterte zusammengetrommelt – in Tosters waren es anfangs nur 14, in Tisis gar nur sieben Musikanten. Die Hierarchie war durchaus militärisch geprägt – Ohrfeigen des Kapellmeisters waren keine Seltenheit, unentschuldigtes Fernbleiben von Proben wurde mit Geldstrafen geahndet. Das Notenmaterial stammte aus Bataillonsmusikkapellen. Gespielt wurde innerorts bei diversen Anlässen, aber auch 1884 bei der Ankunft von Kaiser Franz Josef in Feldkirch anlässlich der Eröffnung der Arlbergbahn.

 

Die Organisation und Ausstattung war mit der heutigen nicht vergleichbar. Vereinstrachten konnten in Tosters erst 1898 angeschafft werden (Hemd, Hut mit Flaumfeder), in Tisis folgte der dunkelblaue Anzug mit Mütze erst Jahre später. Vereinsfahnen wurden in Tosters 1884 und in Tisis 1908 geweiht.

 

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges kam der Probenbetrieb in beiden Ortsteilen zum Erliegen. Ein Tisner Soldat, offenbar ein leidenschaftlicher Musikant, nahm einer Chroniknotiz zufolge ein Althorn in F mit, „welches ohne Befugnis ins Feld geführt wurde und selber dort in Verlust geraten ist“. In Tisis bestanden ab 1914 zeitweise zwei Musikvereine, die ab 1921 die alte Rivalität zurückließen und zusammen als „Harmoniemusik Tisis“ den Probenbetrieb fortsetzten.

 

Die Ende der 1930er Jahre durch Einberufungen zu verzeichnenden Mitgliederabgänge zwangen die Harmoniemusik Tisis und den Musikverein Tosters am 6. Juni 1939 zum Abschluss eines Arbeitsübereinkommens, um die Spielfähigkeit der beiden Kapellen aufrechtzuerhalten. Nachdem sich die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft unter dem Namen „Harmoniemusik Tisis-Tosters“ den Schikanen der Nationalsozialisten nicht beugen wollte, wurde das gemeinsame Musizieren ab 1943 eingestellt.

 

Ab 1946 nahm die ursprünglich nur als Notlösung gedachte Harmoniemusik Tisis-Tosters den Probenbetrieb wieder auf und Benjamin Stenek als Obmann und Arthur Riedrich als Kapellmeister läuteten eine Ära ein, die den Verein heute noch prägt. 1953 begann die Vereinsfreundschaft mit dem Musikverein Meckenbeuren. Musikanten aus Tisis, Tosters und Meckenbeuren haben nach einem Festbesuch in Deutschland eine bis heute noch andauernde freundschaftliche Beziehung aufgebaut. 1956 wurden moderne Instrumentein Normalstimmung gekauft – ein finanzieller Kraftakt. Nachdem die alten Vereinsfahnen allmählich ihre Einsatzfähigkeit verloren, wurden 1959 für den Ortsteil Tosters (mit der Fahnenpatin Lydia Weber) und 1969 für den Ortsteil Tisis (mit der Fahnenpatin Lotte Wohlgenannt) neue Vereinsfahnen beschafft. Seit 1963 tragen unsere Musikant:innen die Rheintaltracht. 1974 wurde das Probelokal in Tisis bezogen.

 

Die musikalische Blütezeit erlebte der Verein unter dem Dirigenten Willi Doleschal, der 1969 den Taktstock übernahm und diesen erst 2009 wieder übergab. Ab Mitte der 1970er Jahre erspielte die Harmoniemusik Tisis-Tosters bei Wertungsspielen regelmäßig einen ersten Rang in der Kunststufe, der höchsten Stufe.

 

Seither hat sich viel verändert. Heute hat die Harmoniemusik Tisis-Tosters einen Frauenanteil von ca. 25 Prozent, viele davon in Funktionen. Seit 2009 werden die weiblichen Vereinsmitglieder mit Frauentrachten ausgestattet. Als erste Kapellmeisterin stand Johanna Müller ab 2009 am Dirigentenpult. Melanie Bechter wurde 2014 erste Obfrau, ihr folgte die heutige Obfrau Nathalie Koch.

 

Seit 1996 besteht die „Teenyband“ als eigene Jugendkapelle. Wurde der Nachwuchs früher von erfahrenen Musikant:innen ausgebildet, so übernimmt dies heute die Musikschule.

 

Nicht nur Geschichten aus der Zeit von Gulden, Krone und Schilling gehören zur Vereinschronik. Vielleicht wecken einige der Bilder bei Ihnen Erinnerungen an Konzert- oder Festbesuche. Bestimmt werden Sie aber auch einige der abgelichteten Musikant:innen heute wieder auf der Bühne erkennen.

 

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Intern

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